Ha Noi |
Durch fruchtbares Farmland fuhren wir zum Yok Don Nationalpark. Unterwegs stoppten wir bei Pfeffersträuchern. Hoai erklärte uns, dass der Pfefferstrauch eigentlich eine rankende Pflanze ist und immer einen harten Stamm als Stütze braucht an dem er hoch ranken kann. Beim Anbau von Pfeffersträuchern mussten zunächst sehr harte Holzstämme in den Boden gerammt werden und die Pfefferpflanzen wurden dann angesetzt. Innerhalb von ca. 15 Jahren hatte der rankende Pfefferstrauch den sehr harten und edlen Wirtsstamm so zerstört, dass wieder neue Wirtsstämme eingerammt werden mussten und neue Pfeffersträucher gesetzt werden mussten. Heute werden in den Plantagen aus Kosten- und Umweltgründen keine wert-vollen, edlen Holzstämme für die Pfeffersträucher eingerammt. Bei der heutigen Bewirtschaf-tung werden in den Plantagen Betonpfeiler als Wirtsstämme verwendet.
Am Straßenrand waren Kaffeebauern gerade dabei Kaffeekirschen mit einer Art höllisch lauten Dreschmaschine zu schälen und die dabei gewonnen Kaffeebohnen an der Luft zum Trocknen auszulegen. Am Morgen sahen wir auf unserem Weg zum Yok NP viele Bauern wie sie vor ihren Hütten auf kleinen planierten bzw. befestigten Bodenflächen die Kaffeebohnen zum Trocknen ausgebreitet haben. Am Abend werden die ausgelegten Kaffeebohnen wieder eingesammelt um bei Sonnenschein am nächsten Morgen wieder ausgebreitet zu werden.
Der Yok Don Nationalpark ist ein Dschungelgebiet und liegt direkt an der Kambodschanischen Grenze. Hier findet sich die letzten wild lebenden Elefanten Vietnams. Der Mnong Stamm jagen noch heute die wild lebenden Elefanten und richten sie als Arbeitselefanten ab. Das Dorf Buon Don ist in ganz Vietnam als Elefantendorf bekannt. Im Dorf leben heute noch ca. 20 – 30 Elefanten. In dem Dorf hat auch der berühmte und erfolgreiche Elefantenjäger Khun Sunop von 1827 – 1935 gelebt. Khun Sunop war ein sehr erfolgreicher Elefantenjäger und wurde von der Französischen Kolonialmacht soger für einige Zeit als König eingesetzt.
Über die braunen Stromschnellen des Serepok Dorfflusses ist ein Gewirr von mehreren Bambus-Hängebrücken gespannt. Ebenso kann man im Elefantendorf Holzschnitzer über die Schultern schauen. Selbstverständlich fehlen die Souvenirshops auch an einem abgelegenen NP, wie der Yok NP nun einmal ist, nicht. Europäische Touristen sieht man im Nationalpark aber sehr, sehr selten.
Wir waren alle sehr überrascht, als uns Hoai im Auftrag des Reiseveranstalters zu einem 1,5-stündigen Elefantenritt im Dschungel des Yok Don Nationalparks eingeladen hat. Schon das Erlebnis einen Elefanten im Dschungel zu reiten war für uns die Anreise zum NP wert. Unsere Reitelefanten waren 2 Elefantenkühe und ein –Bulle. Während die Elefantendamen um die 40 Jahre auf dem Buckel hatten, war der Elefantenbulle nur 20 Jahre alt. Für uns war die Aussage neu, die Indischen Elefantendamen im Gegensatz zu den Afrikanischen Elefantendamen keine Stoßzähne haben. Bei den Indischen Elefanten haben nur die Elefantenbullen Stoßzähne.
Schon das Aufsitzen auf den Elefanten war ein Erlebnis. Über ein grob zusammen gezim-mertes Holzgestell mussten wir erst einmal auf die Einstiegshöhe hochklettern. Das ebenfalls aus Holz grob gezimmerte Sattelgestell, das mit einem Gurt um den Bauch des Tieres befestigt war. Etwas ängstlich und mit wenig Vertrauen in das Tier und das hölzerne Tragegestell wagten wir aber den entscheidenden Schritt zum Elefantensattel. Umständlich und ungelenk setzten wir uns auf den Holzsitz nieder. Als der Elefantenführer den Bullen in Bewegung setzte schwankte unser Sitz sehr verdächtig hin und her. Elfriede hielt sich krampfhaft am Holzgestell des Sitzes fest und rief verzweifelt: „Karl-Heinz wir rutschen und fallen doch vom Elefanten nach hinten herunter!“ Wenn der Elefant einen trockenen Wassergraben im „erhöhten“ Schritttempo überquerte kippte unsere selbst gefertigte Tragekonstruktion nach vorne und wir hatten Angst dem Elefantenbullen vorne über den riesigen Kopf vor die Füße zu fallen. Beim Erklimmen der gegenüberliegenden Wassergrabensteigung rutschte unsere Kon-struktion wieder nach hinten zurück und wir waren waren verängstigt, dass wir über den Rücken des Tieres hinten abstürzten. Für unseren Elefantenbullen war das umschiffen von im Weg stehenden Bäumen reine Kraft- und Zeitverschwendung. Er zog es lieber vor sich auf eigenwilligen Wegen durch Baumzwischenräume durch zu quetschen oder den dünneren Baumstamm einfach abzubrechen. Da wir bei unserem Ritt keinen Sturzhelm dabei hatten, mussten wir mehrmals unseren Kopf in Sicherheit bringen um durch Baumäste nicht verletzt zu werden. Nach kurzer Zeit waren wir aber den langsamen Trott unseres Elefanten gewohnt und wir saßen ganz entspannt in unserem Holzsattel. Unser Elefantenscout ist während unse-res Rittes vom Elefanten gestiegen und hat uns mit unserer Kamera fotografiert. Während unseres aufregenden Rittes hat unser Elefantenscout ganz gelöst noch Orchideen vom Baum-ast abgeerntet. Nach ca. 1 Stunde brachte uns unser lieber Elefant wieder zu unserem Start-platz zurück. Das verlassen unseres plötzlich bequemen Holzsattels erschien uns plötzlich schwieriger als das Aufsitzen auf den Elefanten. Schließlich hatten wir es aber alle unter gütiger Mithilfe von Hoai, dem Elefantenscouts und dem Elefanten geschafft heil auf dem sichern Boden zu stehen. Im Nachhinein können wir sagen, dass der völlig überraschende Elefantenritt ein absolutes Highlight auf unserer Vietnamrundreise war.
Auf dem Rückweg vom Yok Don Nationalpark nach Buon Ma Thout besuchten wir noch einen Kaffeehersteller in der Stadt selbst. Dieser Hersteller erzeugt mit Hilfe von eingefangenen „Wildkatzen“ aus der näheren Umgebung den teuersten Kaffee der Welt überhaupt. Ein kleiner Beutel des Kaffees (ca. 5 Gramm Inhalt) reicht gerade mal für eine Tasse des schwarzen Getränks und kostet ca. 5 US$. Der Kaffee wird in dem Unternehmen wie folgt hergestellt: Die eingefangenen vietnamesischen Wildkatzen verzehren nur die reifen Kaffeekirschen. Während das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen von den Wildkatzen verdaut wird, werden die harten Kaffeebohnen vom Tier über den Darm wieder ausgeschieden. Die, von den Wildkatzen ausgeschiedenen Kaffeebohnen werden aufgesammelt und mehrmals gewaschen. Danach werden die Kaffeebohnen geschält, geröstet und gemahlen. Durch die Darmfermente und –Enzyme der Wildkatzen bekommt der hergestellte Kaffee seine ganz besondere Geschmacksnote und ist nur in besonderen Delikatessläden erhältlich. Vom Hersteller wurde uns 1 kg Kaffee zu Preis von 100 US$ angeboten. Obwohl die Ställe der Wildkatzen, vor allen Dingen der Stall-boden jeden Tag gründlichst gesäubert wird, konnten wir uns nicht durchringen den Kaffee zu kaufen. Wir konnten uns einfach von dem Gedanken nicht lösen, dass die Kaffeebohnen schon einmal den Weg durch den Magen und den Darm eines Tieres gefunden haben. Aus voreingenommenen und eigentlich irrationalen Gründen haben wir das Angebot des Herstellers, den Kaffee käuflich zu erwerben, dankend abgelehnt.
Unser Abendessen haben wir wieder im gleichen Lokal wie am Vortag eingenommen.